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Campaignwatch: Neue Wahlplakate von CDU, FDP und Linkspartei in Nordrhein-Westfalen

25. April 2012

Heute hat die CDU in Nordrhein-Westfalen die zweite Welle ihrer Großflächenplakate veröffentlicht. Daraufhin habe ich gleich mal nachgeschaut, ob sich auch bei den anderen Parteien etwas getan hat in Sachen neue Plakate. Fündig geworden bin ich noch bei FDP und Linkspartei.

CDU

Die CDU geht mit zwei neuen Großflächenplakaten in die zweite Plakat-Welle. Beide ziert der Dreiklang „Verantwortung. Kompetenz. Nachhaltigkeit“, kombiniert mit dem bereits bekannten Claim der Kampagne „Unser Land verdient das Beste.“ bzw. „Norbert Röttgen Wählen“. Eventuell hat man dabei aus dem arg gestellten Kinder-Plakat der ersten Welle gelernt: Auf den beiden neuen Plakaten ist Röttgen jedenfalls ohne Begleitpersonen abgebildet.

Was die Bewertung der beiden neuen Plakate angeht: Ähnlich wie beim Wahlwerbespot der CDU in Schleswig-Holstein kommt mir spontan und vollkommen subjektiv als Erstes in den Sinn: Laaaaangweilig! :-) Denn mit diesen Plakaten haut man bestimmt keinen Wähler vom Hocker (böse Zungen würden nun behaupten, dass genau das Röttgens Ziel ist). Die Fotos sind nett und sympathisch, aber alles andere als originell oder besonders lebensnah. Die Schlagwörter Verantwortung und Kompetenz wirken seltsam beliebig. Welcher Spitzenkandidat würde sich schon nicht als verantwortungsvoll und kompetent bezeichnen?

„Nachhaltigkeit“ hingegen kommt mir ein bisschen vor wie das gesuchte Wort bei „Was ist falsch an dieser Reihe?“ :-) Denn während „Verantwortung“ und „Kompetenz“ zweifellos Eigenschaften sind, die man einer Person zuschreiben kann, sieht das bei „Nachhaltigkeit“ doch ein wenig anders aus. Ich frage mich jedenfalls, was wohl unter einem „nachhaltigen“ Kandidaten zu verstehen ist. Jemand, der auch nach einer Wahlniederlage in Nordrhein-Westfalen bleibt? :-) Schon klar, dass die CDU mit diesem Schlagwort auf Röttgens‘ Kompetenz als Umweltpolitiker hinweisen will, aber in die Reihe passt der Begriff deshalb leider trotzdem nicht, was zu Assoziationen führen kann, die Röttgen wohl lieber vermeiden sollte. Auch die zweite Welle der CDU-Plakate halte ich daher für weniger gelungen.

FDP

Bei der FDP gibt es keine komplette neue Welle von Plakaten, aber trotzdem sind mir zwei neue Plakate auf der Homepage ins Auge gefallen. Da wäre zunächst ein Plakat zur mittlerweile fast schon legendären „Dichtheitsprüfung“ (es gibt sogar schon einen YouTube-Song dazu). Die Abschaffung einer verpflichtenden Dichtheitsprüfung privater Abwasseranlagen durch die jeweiligen Hausbesitzer ist eine Herzensangelegenheit der FDP in NRW, die ihr so wichtig ist, dass sie sogar im gerade mal fünf Seiten langen „Wahlaufruf“ (letzte Seite, drittletzter Abschnitt) behandelt wird.

Auf dem FDP-Plakat zur Dichtheitsprüfung heißt es: „Kein Zwang zur Dichtheitsprüfung. Hausbesitzer sollen selbst entscheiden.“ Abgesehen von der (unfreiwillig?) lustigen Anmutung des Slogans: Das ist klarer Klientel-Wahlkampf, der für eine Partei, die um den Wiedereinzug in den Landtag kämpft, durchaus die richtige Entscheidung sein kann. Denn es geht nicht um das Erreichen der großen Wählermasse, sondern um das Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde. Auffällig ist schließlich, dass das Plakat das einzige der FDP-Serie ist, dass nicht dem Motto „Alles auf Lindner!“ entspricht: Statt Lindner ist hier eine ausgekippte Sparbüchse zu sehen.

Bei dem zweiten neuen Plakat handelt es sich um ein Re-Design bzw. einen „Facelift“ eines bereits existierenden Plakats. Denn auf der ursprünglichen Version des Plakats „Bezahlbare Energie statt teure Ideologie.“ war Lindner noch im Trenchcoat zu sehen. Nun hat er diesen abgelegt, weshalb uns ein weißes Hemd mit Krawatte entgegenstrahlt. Lustig. Da muss ich mir gleich vorstellen, wie wohl die dritte Version des Plakats aussehen wird. :-)

  

Die Linke

Bei der Linkspartei konnte ich zwei neue Themen-Plakate und ein Zweitstimmen-Plakat finden. (Möglicherweise habe ich diese aber bislang auch einfach übersehen gehabt, da die Homepage der Linken in NRW leider etwas unübersichtlich ist.) Auf dem ersten Themen-Plakat prangt der Slogan „Miethaie zu Fischstäbchen! Eine Milliarde für neue und preiswerte Wohnungen.“ Hier muss ich erst einmal stutzen: Meint Die Linke damit, dass sie Miethaie zu Fischstäbchen verarbeiten will? Das ist ja dann doch ein wenig drastisch. :-) Oder verstehe ich den Slogan falsch? Mmh. Im Untertitel geht es dann ja nicht mehr um Fischstäbchen, sondern um Wohnungsbauförderung. Jedenfalls meint Die Linke auch auf diesem Plakat, dass das, was sie da fordert, „Nur mit uns!“ möglich sei, was immer das auch sein möge.

Auch das zweite neue Themen-Plakat der Linken halte ich für (gewollt?) missverständlich. Dort steht: „Nazis stoppen! Antifaschismus selbst in die Hand nehmen!“ Das klingt für mich nach einem Aufruf zu Selbstjustiz. Bei aller berechtigten Kritik an Nazis: Solche Assoziationen sollte man – gewollt oder ungewollt- vermeiden, schließlich geht es bei der Bekämpfung von Nazis gerade auch um die Bekämpfung von Selbstjustiz.

Das dritte neue Plakat, das ich allerdings nicht auf der Homepage der Linken, sondern in der Plakat-Analyse von designtagebuch.de entdeckt habe, wirbt mit dem Slogan „Gleiche Rechte für alle!“, und das gleich in mehreren Sprachen. Halt mal, war da nicht was? Genau, das Plakat hat Die Linke nämlich bereits in mehreren früheren Wahlkämpfen eingesetzt, u.a. auch im NRW-Wahlkampf 2010. Aber nicht nur dort, sondern z.B. auch in Baden-Württemberg im Jahr 2011. Ist also mittlerweile ein richtiger Linkspartei-Klassiker. Fragt sich nur, warum: Denn das Plakat schneidet bei Betrachtern nachweislich schlecht ab und wird auch sehr schlecht erinnert, erkannt und verstanden, wie unsere Plakat-Studie zur Landtagswahl in Baden-Württemberg 2011 zeigen konnte.

Fazit: Abgesehen von meinen persönlichen Eindrücken zu den Plakaten der Linken halte ich die drei hier analysierten Plakate auch aus Sicht der Partei nicht für sonderlich gelungen oder hilfreich. Das „Fischstäbchen“-Plakat verwirrt mehr als dass es überzeugt und wer Nazis stoppen will, der wird deshalb wohl kaum Die Linke wählen. Denn „Nazis stoppen“ gehört einfach nicht zu ihren Kernkompetenzen. (Auf die sich die ersten vier von mir analysierten Plakate noch konzentrierten.) Und das „Gleiche Rechte für alle!“-Plakat belegte bei unserer Plakat-Studie zur Landtagswahl in Baden-Württemberg 2011 reihenweise die letzten oder vorletzten Plätze, weshalb es umso unverständlicher ist, dass die Linkspartei es immer wieder aufs Neue hervorkramt.

  

  

10 Kommentare leave one →
  1. Benjamin permalink
    25. April 2012 21:59

    Nazis Stoppen: DIE LINKE beteiligt sich seit Jahren an vorderster Stelle gegen Nazis. Vor allem auch wenn es um das blockieren (stoppen) von Nazi-Aufmärschen geht. Der Kampf gegen Rassismus gehört zu den „Kernkompetenzen“.

    Gleiche Rechte für alle: Verschiedene MigrantInnen-Gruppen stellen eine wichtige Säule der LINKEN-WählerInnen dar. Einige MigratInnenverbände haben sich dieses Plakat ausdrücklich gewünscht und für DIE LINKE ist es zur Mobilisierung dieser WählerInnengruppen wichtig.

    • 27. April 2012 23:13

      Hallo Benjamin,

      vielen Dank für die beiden Hinweise! Es kann natürlich sein, dass DIE LINKE sich seit Jahren gegen Rechts einsetzt. Das Entscheidende für Wahlen ist aber ja, wie sie von außen wahrgenommen wird. Und da sieht es eher schlecht aus mit der Kernkompetenz „Kampf gegen Rechts“. Es spricht natürlich an sich nichts dagegen, dieses Anliegen der Linkspartei auch offensiv zu kommunizieren, nur sollte das dann eben auch ZWISCHEN den Wahlen aktiver betrieben werden. Nur dann könnte der Kampf gegen Rechts irgendwann auch mal von außen als Kernkompetenz der Linkspartei wahrgenommen werden. Und nicht nur von den eigenen Mitgliedern.

      Für das Migranten-Plakat gilt aus meiner Sicht dasselbe: Wenn Die Linke mit so einem Plakat als glaubwürdig wahrgenommen werden will, dann müsste sie sich aus meiner Sicht auch zwischen den Wahlen deutlicher und öffentlicher für die Belange von Migranten einsetzen. Davon habe ich bisher aber kaum etwas mitbekommen und ich verfolge die deutsche Politik schon relativ aufmerksam. Auch dieses Thema würde ich deshalb keineswegs als eine Kernkompetenz der Linkspartei bezeichnen, zumindest aus der Außenperspektive.

      Viele Grüße
      Jan

      • Benjamin permalink
        27. April 2012 23:36

        Was die Gruppe MirgrantInnen angeht, ist nicht die Wahrnehmung über die deutschen Leitmedien entscheident, sondern die Präsens in der Gruppe selbst. Hier ist DIE LINKE durch Aktivitäten vor Ort bekannt, verankert und besitzt entsprechend einen positiven Resonanzboden. Dies Gruppe muss daher wahlstrategisch unbedingt angesprochen werden.

      • 27. April 2012 23:52

        Hallo Benjamin,

        vielen Dank auf jeden Fall für die Insider-Rückmeldung zu dem Migranten-Plakat, denn jetzt weiß ich endlich mal, warum das immer wieder aufs Neue von der Linken plakatiert wird. :-) In unserem Plakat-Test, in dem das Plakat so schlecht abgeschnitten hat, waren natürlich nicht allzu viele Migranten als Probanden vertreten. Wäre also tatsächlich einmal interessant, zu untersuchen, ob das Plakat bei Migranten wirklich so viel besser ankommt als bei anderen Wählern.

        Viele Grüße
        Jan

  2. politiksprech permalink
    27. April 2012 09:00

    Die FDP Plakate sowie einige Motive der Linken hängen schon länger hier in NRW. Sind nicht ganz so neu. Aber richtig ist, dass anfangs fast ausschließlich reine Lindner Personality-Motive zu sehen waren.

    Übrigens hat die SPD auch ein neues Motiv: Die Partei spielt (endlich doch noch) den Amtsinahber-Bonus aus und „kleistert“ derzeit die Straßenzüge mit Portraits von Frau kraft zu.

    • 27. April 2012 23:14

      Hallo „politiksprech“,

      vielen Dank für die Hinweise! Ich bin an diesem Wochenende zufällig in Aachen und habe bei der Stadteinfahrt auch schon die vielen Kraft-Plakate wahrgenommen. Werde weiterhin die Augen offenhalten, welche Plakate einem hier auf der Straße so begegnen. :-)

      Viele Grüße
      Jan

  3. 30. April 2012 10:09

    Wunderbar geschrieben. Habe die am Wochenende auch alle gesehen. Spontan gingen mir ähnliche Gedanken durch den Kopf. Röttgen wirkt eher brav, Lindner dafür etwas diabolisch und die Linke ein wenig drastisch.

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