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Campaignwatch: Die Großflächenplakate der Piratenpartei für Nordrhein-Westfalen

27. April 2012

Nachdem ich gestern meinen Beitrag zu den neuen Plakate von CDU, FDP, und Linkspartei verfasst hatte, ist mir aufgefallen, dass auch die Piratenpartei neue Plakate zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht hat. Und zwar Großflächenplakate oder – um es im Wahlkampfjargon auszudrücken – „Wesselmänner“.

Was die Inhalte der acht Großflächen betrifft, so gilt hier das selbe wie bei den bereits besprochenen Themen-Plakaten, nur in verschärfter Form: Es geht ausschließlich politik-stilistische Fragen bzw. um generelle politische Beteiligung und nicht um konkrete politische Inhalte (bei den Themen-Plakaten bezog sich zumindest noch ein Plakat auf Bildungspolitik).

Die Slogans im Einzelnen: „Für dieses System ist ein Update verfügbar“, „Vertraue keinem Plakat / Informiere dich!“, „Wählen gehen!“, „Vertraue keiner Umfrage / Gehe wählen!“, „Klarmachen zum Ändern: Wählen gehen!“, „Nur wer wählen geht kann wirklich mitmachen“. Zusätzlich zu diesen sechs Einzel-Slogan-Plakaten gibt es noch zwei „Top/Flop“-Plakate, die die Inhalte der anderen Plakate aufgreifen und quasi zusammenfassen: „Top: Selbst denken, Sich informieren, Wählen gehen, Was ändern / Flop: Nur meckern, Plakaten vertrauen, Umfragen vertrauen, Nichts tun“.

  

  

  

  

Inhaltlich wird die Wahlkampfstrategie der Piratenpartei in NRW („Mehr Stil als Ziel“) hier also noch einmal ein wenig weiter getrieben als auf den bisherigen Themen-Plakaten. Man kann natürlich einwenden, dass es durchaus auch ein politisches Ziel ist, die Bürger zu mehr Beteiligung und einer anderen Politik anzuregen, aber zweifellos handelt es sich bei diesen Zielen nicht um (mehr oder weniger) konkrete inhaltliche Ziele, mit denen die meisten anderen Parteien um Wähler werben.

Gestalterisch fällt an den Großflächenplakaten zunächst auf, dass sie – anders als die farbenfrohen Themen-Plakate – alle in Türkis gehalten sind. Warum das so ist, erschließt sich mir nicht, etwas mehr farbliche Abwechslung wäre aus meiner Sicht sowohl einheitlicher als auch ansprechender gewesen.

Ein weiteres Detail, das mir auffällt: Bei der konsequenten Zeichensetzung hapert es noch ein wenig. Teilweise wurden die Slogans mit Ausrufezeichen versehen („Vertraue keinem Plakat / Informiere dich!“), teilweise nicht („Nur wer wählen geht kann wirklich mitmachen“). Teilweise werden die Slogans durch einen Doppelpunkt unterbrochen („Klarmachen zum Ändern: Wählen gehen!“), teilweise fehlen strukturierende Satzzeichen („Vertraue keinem Plakat / Informiere dich!“, „Nur wer wählen geht kann wirklich mitmachen“). Und das, obwohl die NRW-Piraten in einem originelle Plakatentwurf zur Landtagswahl doch genau das Problem mangelnder Zeichensetzung und ihrer Folgen thematisiert hatten („Wir essen jetzt Opa.“). :-)

Letzte Anmerkung: Stilistisch erinnert mich der Ansatz der Piraten-Großflächen ein wenig an die Großflächen-Kampagne der SPD aus dem Bundestagswahlkampf 2005 (die ich – optisch und inhaltlich – nach wie vor für eine der gelungensten Plakat-Kampagnen der letzten Jahre halte). Will heißen: Reine Typo-Plakate (für Großflächen eher ungewöhnlich), sparsames Layout, mit der Anmutung von ausgeschnittenen Zeitungsüberschriften. Farblich gibt es zwar große Unterschiede zwischen den beiden Kampagnen, aber gewisse Parallelen sind trotzdem nicht zu verkennen.

  

P.S.: Ach ja, was auch noch anzumerken wäre, ist, dass es für eine kleine Partei wie die Piratenpartei sehr ungewöhnlich ist, überhaupt so eine breite Palette von Großflächenplakaten zu entwerfen. Denn normalerweise plakatieren v.a. die beiden großen Parteien Großflächen, während sich die kleineren Parteien aus finanziellen Gründen auf die kleineren Themen-Plakate beschränken. Da ich an diesem Wochenende zufälligerweise in Aachen unterwegs bin, werde ich mal die Augen offenhalten, ob mir tatsächlich Großflächenplakate der Piraten auffallen oder ob es sich hier eher um eine Plakat-Aktion handelt, die auf eine (kostenlose) Verbreitung im Internet abzielt.

Nachtrag (03.05.2012): Da ich am Wochenende in NRW unterwegs war und keines der Großflächenplakate der Piraten entdeckt habe, habe ich nun mal eine Mail an die Piratenpartei in NRW geschrieben und nachgefragt, ob es sich bei den Großflächenplakaten um eine reine Online-Aktion handelt. Lukas Lamla hat mir daraufhin Folgendes geantwortet: „Die ‚NRW-Großplakate‘ im Wiki wurden leider aus Kostengründen nicht flächendeckend aufgestellt. Es hab vereinzelte Städte und Kreise, in denen Piraten diese Plakate im Wesselmann-Format haben auf eigene Kosten drucken lassen. Diese wurden an Werbeflächen angebracht, die von den Städten und Gemeinden zur Verfügung gestellt wurden.“

3 Kommentare leave one →
  1. 30. April 2012 09:50

    Schönes Projekt. Mir sind die gestern auch aufgefallen. Sehe gerade, daß „Traue keinem Plakat“ ja schon was älter ist, und sehr umstritten war und ist. Bei mir funktionieren Plakate allgemein sehr gut, ob ich das will oder nicht. Mache mir manchmal noch Tage später Gedanken.

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