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Campaignwatch: Obama-Enttäuschung, Jimmy Carter und Spot-Recycling – Ein Blick auf die aktuellen Angriffsstrategien der Republikaner

7. September 2012
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Ein demokratischer Nominierungsparteitag ist gleichzeitig immer eine Hoch-Zeit für Angriffsspots gegen die Demokraten und ihren Kandidaten (andersherum gilt natürlich dasselbe). Schließlich muss der (zumeist eher positiven) Berichterstattung über den Parteitag so viel wie möglich Negatives entgegengesetzt werden, damit der „Convention Bounce“ in den Umfragen so gering wie möglich ausfällt. V.a. die republikanische Parteizentrale feuert zur Zeit aus allen Rohren: Seit Dienstag wurden auf dem YouTube-Kanal des RNC allein 13 (!) Angriffsspots gegen Obama veröffentlicht. Drei Angriffsstrategien sind mir dabei besonders aufgefallen, weshalb ich sie hier kurz darstellen will.

1. Die Republikaner umwerben nun verstärkt die entäuschten Obama-Wähler von 2008

In zwei meiner vorigen Beiträge habe ich bereits die „Überläufer“-Spots der pro-republikanischen Super-PACs „Americans for Prosperity“ und „Crossroads Generation“ besprochen, die gezielt enttäuschte Obama-Wähler als Protagonisten einsetzen. Diese Strategie wird nun auch von der republikanischen Parteizentrale aufgegriffen. Zum einen mit dem Spot „Switchers“, in dem – ähnlich wie in den AforP-Spots „echte“ ehemalige Obama-Wähler interviewt werden:

Und zum anderen mit dem satirischen Spot „The Breakup“, in dem eine Frau (einer Pappfigur von) Obama die Beziehung aufkündigt, weil er es in vier Jahren einfach nicht geschafft habe, seine ganzen Versprechungen einzulösen (von dem Spot waren die Republikaner anscheinend so begeistert, dass sie ihn gleich auch noch in einer spanischen Version veröffentlicht haben):

2. Obama soll zum zweiten Jimmy Carter gemacht werden

Wir erinnern uns: Der letzte „one-term president“ der Demokraten, also der letzte demokratische US-Präsident, dem nur eine Amtszeit beschieden war, war Jimmy Carter. Diesem würden die Republikaner nun natürlich gerne Obama folgen lassen. Und um das zu erreichen, versuchen sie es nun auch mit einem ganz expliziten Image-Transfer im Spot „President Carter, President Obama“:

Das Ganze geht sogar noch weiter. Denn aus dem Weißen Haus gejagt wurde Jimmy Carter bekanntlich von Ronald Reagan. Dieser hatte seinen Wahlsieg wohl nicht zuletzt seinen brillanten Auftritten in den TV-Debatten mit Carter zu verdanken. In einem dieser Duelle bat er in seinem Schluss-Statement die Amerikanern, sich doch einfach mal zu fragen, ob es ihnen heute besser ginge als vor vier Jahren („Ask yourself: Are you better off than you were four years ago?“). Genau diese Frage haben die Republikaner nun als Leit-Motiv für einen weiteren Angriffsspot gegen Obama verwendet, der quasi zeitgleich zum oben zitierten Carter-Spot veröffentlicht wurde:

3. Warum nicht einfach die Angriffsspots von Mitt Romney recyceln?

Seit der republikanischen Convention scheint das ungeschriebene Gesetz, dass die Spots von Kandidat und Parteizentrale nicht die selben (oder fast die selben) sein sollten, irgendwie aufgehoben zu sein. Denn es gibt gleich zwei Beispiele aus den letzten Tagen, bei denen die republikanische Parteizentrale Spots auf YouTube veröffenlticht hat, die Romney so oder sehr ähnlich auch schon veröffentlicht hat.

Das erste Beispiel ist der Spot „Bumps in the road“, in dem Obama vorgeworfen wird, die Arbeitslosen in den USA nur als „Unannehmlichkeiten“ auf dem Weg zur Besserung zu betrachten. Den ursprünglichen Spot hatte Romney eigentlich bereits im Juni 2011 (!) veröffentlicht. Nun veröffentlichte ihn die republikanische Parteizentrale nur minimal verändert noch einmal. Hier die beiden Versionen im direkten Vergleich (eine weitere Version kam übrigens während der republikanischen Convention zum Einsatz, offensichtlich ist man bei den Republikanern also sehr überzeugt von dem Spot):

Das zweite Beispiel ist nicht ganz so gut zu erkennen, weil die Republikaner den Titel des Spots verändert haben. In der heute auf dem YouTube-Kanal des RNC veröffentlichten Version heißt der Spot „One Year Ago Today“, bei Romney hieß der fast exakt gleiche Spot Anfang Juni noch „Symbol of Failure“. In dem Spot geht es um die Pleite gegangene Solar-Firma „Solyndra“, die Obamas Regierung noch kurz vor ihrer Pleite mit Steuergeldern unterstützt hatte:

Ganz offensichtlich scheint dieses Spot-Recycling zwischen Partei und Kandidat nicht verboten zu sein, sonst würden es die Republikaner wohl kaum so offenherzig betreiben. Der Sinn der Sache dürfte vermutlich darin liegen, die vielen Spendengelder, die das RNC in den letzten Monaten eingeworben hat und nun nach der Convention endlich auch ausgeben darf für Spots einzusetzen, die als besonders schlagkräftig angesehen werden. Und hierzu zählen offensichtlich einige aus dem Repertoire von Mitt Romney…

P.S.: Auch die Spot-Serie „These Hands“, zu der das Team von Romney mittlerweile mehrere, regionalisierte Episoden veröffentlicht hat, wurde nun vom RNC aufgegriffen und fortgesetzt (in einer Version für North Carolina):

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