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Campaignwatch: „Nicht cool, aber kompetent“ – Wie ein Super-PAC junge Wähler von Romney überzeugen will

11. Oktober 2012
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Gegen Ende des US-Wahlkampfs – und nach ungezählten Attack Ads nach Schema F – erscheinen nun plötzlich mehrere originelle Angriffsspots, was mich als Wahlkampfbeobachter natürlich sehr freut (siehe hierzu auch meine Blog-Beiträge zu dem Spot „My Body My Country“ und zu den Spots „Pop-Up Video“ und „The Dinner Table“). Nun ist mir ein weiterer Angriffsspot gegen Obama aufgefallen, der ein wenig aus dem Rahmen fällt. Er richtet sich speziell an junge Wähler und stammt von dem Super-PAC „Crossroads Generation„, über den ich hier im September schon einmal berichtet hatte.

Das Besondere an dem Spot: Er beginnt erst einmal damit, sich über Romneys uncoolen Kleidungs- und Musikgeschmack lustig zu machen. So wird nach der Einblendung „Romney isn’t stylish“ (die mit einem Foto von Romney in Karotten-Jeans kombiniert wird) ein Journalist zitiert, der fragt: „Do you think he is aware he is wearing mum jeans?“. Kurz darauf folgt die Einblendung „He likes awful music.“, was durch ein Zitat von Romneys Vize-Kandidat Paul Ryan unterstützt wird: „I’ve heard it on many hotel elevators.“ Kontrastiert wird das Ganze mit dem „coolen“ Obama („Barack Obama’s got the look.“).

Man ahnt aber natürlich schon, was dann kommt, nämlich das „Aber“: „But being President isn’t about being cool. It’s about solving problems. Mitt Romney put people back to work as Governor and helped start successfull companies. In Obama’s economy, young people can’t find jobs and we’re moving in with our parents. Now that’s awkward.“ Was zwangsläufig zu folgendem Fazit führt: „So Mitt Romney may not be cool, but he’ll fix Obama’s weak economy.“

Das Ziel des Spots ist natürlich offensichtlich: Den jungen Wählern, die mit dem Spot angesprochen werden sollen, soll vermittelt werden, dass es nicht sehr sinnvoll ist, einfach den „cooleren“ Kandidaten zu wählen. Sondern eben den kompetenteren, und das ist ganz offensichtlich ja Mitt Romney und nicht Obama.

Was ich mich dabei aber frage: Wer hat den Spot-Machern bitteschön erzählt, dass junge Wähler generell nach so oberflächlichen Kritieren wie „Coolness“ wählen? Ich kenne jedenfalls keine Studie, die nachweist, dass junge Wähler in den USA eher nach Coolness oder ähnlich oberflächlichen Kriterien (und damit zwangsläufig weniger nach Kompetenz) wählen als ältere Wähler (falls ich die entsprechende Studie übersehen haben sollte, bin ich dankbar für Hinweise).

Die zweite Frage, die sich daraus für mich ergibt: Kann das Ganze deshalb nicht von Jungwählern leicht auch als Affront empfunden werden und zu einer Art Bumerang-Effekt führen? Ich würde mich jedenfalls nicht für voll genommen fühlen, wenn mir so ein Spot vermittelt, dass ich bisher ja vermutlich so dämlich war, den cooleren Kandidaten wählen zu wollen, obwohl es doch eigentlich viel vernünftiger ist, den kompetenteren Kandidaten zu wählen.

Fazit: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Und „originell“ ist manchmal auch der kleine Bruder von „knapp daneben“.

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